In den Tiefen des Ur-Chaos, wo selbst die Dunkelheit formlos wie ungeborene Träume war, erwachte Caelixa. Ein Flüstern, kaum mehr als ein Hauch zwischen den Welten, ein Name, der wie geschmolzenes Mondlicht durch die Leere sickerte. Die Urgötter, deren Kronen aus zersprungenen Sternen geflochten waren, wandten sich von ihr ab – als wäre sie nichts weiter als ein verirrter Windstoß in den Hallen der Ewigkeit.
Doch in den verschatteten Kammern ihrer Seele lag ein Geheimnis, alt wie das Vergessen selbst. Die Arkana – das erste Buch, geboren aus den Schatten der Vorzeit – hatte sie erwählt. Seine Gegenwart lastete auf ihr wie ein fremdes Herz, das in ihrer Brust schlug, seine Macht schwer und flüchtig wie ein Traum, der sich nicht greifen lässt.
Der Einband der Arkana schimmerte, lebendig wie die Haut einer kosmischen Schlange, dunkelgrün und schwarz, die Farben miteinander verwoben wie Tinte in Wasser. Über seine Oberfläche zogen sich Adern, pulsierend, vibrierend, als ob sie den Atem des Universums in sich trugen. Es war kein bloßes Buch. Es lebte. Sein Rhythmus war das Echo der Ewigkeit, das Raunen der Schöpfung selbst.
Arkane Energie wogte um Caelixa, flutete durch sie hindurch wie ein reißender Fluss aus Licht und Schatten. Die Magie prallte an ihrer Haut ab, bohrte sich in ihr Inneres, brannte und erweckte zugleich. Ihre Finger glitten über den lebendigen Einband und die Adern darunter zuckten wie ein Herzschlag, schneller, drängender, als erkenne das Buch seine Auserwählte.
Zwischen den Seiten warteten Geheimnisse, älter als Zeit und Raum. Wörter, deren Klang das Universum in seinen Grundfesten erbeben ließ. Formeln der Schöpfung, geschrieben in einer Sprache, die dem Atem der Sterne entstammte. Jeder Satz war eine Welt, jedes Wort ein Herzschlag des Kosmos.
Während die anderen Urgötter in ihren kristallenen Thronsälen über die Gesetze der Realität urteilten, öffnete Caelixa die Arkana. Das Flüstern uralter Geister schwang in der Luft, vermischt mit dem scharfen Duft von verbrannter Zeit und Sternenstaub. Mit jedem Wort, das sie las, wurde ihre Gestalt ein wenig weniger – und zugleich unendlich mehr. Sie wurde mehr als eine Göttin: ein lebendiges Gefäß für die Wahrheit, die weder Anfang noch Ende kennt.
Und so begann sie zu weben, Faden für Faden aus den Zeilen der Arkana, bis aus den Schatten des Chaos unsere Welt entstand. Kein Werk aus toter Materie, sondern ein lebendiges Echo der uralten Wahrheiten. In jedem Ozean, in jedem Berg, in jedem Hauch des Windes versteckte sie ein Fragment der Arkana, damit die Welt selbst ein Buch werde, bereit für jene, die den Mut finden, seine Zeichen zu lesen.